Der 10;4-jährige Denniz erscheint gemeinsam mit seiner Mutter zum ambulanten Vorstellungstermin.
Die Mutter berichtet, Denniz gerate mehrmals wöchentlich mit anderen Kindern in Konflikte, in denen er sich dann verbal und häufig auch körperlich aggressiv verhalten würde, beispielsweise indem er andere trete oder schlage. Im letzten halben Jahr habe er andere Kinder auch regelmäßig mit Gegenständen, z.B. Steinen beworfen, weshalb er mehrmals von der Schule habe abgeholt werden müssen.
Die Eltern haben häufig den Eindruck, es würde ihm schwerer fallen als Gleichaltrigen, soziale Situationen angemessen zu verstehen und so zeige er sich schnell provoziert und angegriffen. Den Eltern würde oft auffallen, dass Denniz auch nach Beendung einer Streitsituation nicht in der Lage sei, diese altersadäquat zu reflektieren und schiebe die Schuld für eigene Fehler auf andere.
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Registrieren und freischaltenLebensgeschichtliche Entwicklung des Patienten und Störungsanamnese
Die Eltern berichten bereits zum Zeitpunkt von Denniz Geburt verheiratet gewesen zu sein. Die Familie lebe in guten sozialen Bedingungen. Die 43-jährige Mutter arbeitet als Erzieherin in einem Kindergarten in Teilzeit. Sie beschreibt sich selbst als liebevoll und einfühlsam. In der Erziehung bemühe sie sich um eine gute Beziehung zu ihrem Sohn, sie wisse jedoch oft nicht, wie sie in Konfrontationen mit Denniz handeln solle. Sie bemühe sich, ihn häufig zu loben und zu bestärken, sei jedoch trotzdem häufig überfordert in Konfliktsituationen. Ihre Beziehung zu ihm sei, trotz seiner Verhaltensweisen, nicht belastet und sie vertraue ihm.
Der 47-jährige Vater arbeitet als Pilot in Vollzeit und ist häufig unterwegs. Aufgrund seiner beruflichen Eingebundenheit habe er insgesamt weniger Erziehungsfunktionen als die Mutter, gebe sich zu Hause jedoch Mühe möglichst viel Zeit mit seinen Kindern zu verbringen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Registrieren und freischaltenPsychischer Befund zum Zeitpunkt der Antragstellung
Denniz zeigt sich im Gespräch wach, bewusstseinsklar und allseits orientiert. Keine Hinweise auf Entwicklungsstörungen. Keine Hinweise auf Bewusstseinsstörungen oder Störungen der mnestischen Funktionen. Keine Hinweise auf Zwänge oder Angststörungen. Denniz zeigt sich schwingungsfähig. Hinweise auf erhöhte motorische Aktivität und Impulsivität.
Ergebnisse psychodiagnostischer Verfahren
Die Ergebnisse der standardisierten Fragebogendiagnostik (Achenbach, DISYPS-III) zeichnen das Bild einer Störung mit oppositionellem Trotzverhalten ab. Im Folgenden werden die klinisch auffälligen bzw. grenzwertig auffälligen Werte dargestellt:
Denniz selbst kann seine Schwierigkeiten im Rahmen der Exploration erkennen und diese beschreiben (Konflikte mit anderen Kindern, er wäre oft wütend, wenn ihm etwas nicht passe, er könne nicht abwarten und habe dann Ärger mit anderen). Im FAVK-S erreicht er auf der Skala Gleichaltrigenbezogene Aggression einen Stanine-Wert von 9 und auf der Skala Erwachsenenbezogene Aggression einen Stanine-Wert von 8. Im Rahmen der ScouT-Diagnostik erzielt er auf den Skalen Aggressive Spontanreaktion und Aggressive Kognitionen für alle Situationen Kennwerte im klinisch auffälligen Bereich.
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Registrieren und freischaltenVerhaltensanalyse
Makroanalytisch betrachtet, scheint Denniz schon früh ein reaktiv-aggressives Reaktionsmuster gezeigt zu haben.
Das eher impulsive und dominantwirkende Verhalten des Vaters können als Hinweis auf eine genetische Disposition für externalisierende Störungen interpretiert werden, aber auch auf Modelllernprozesse in der Entwicklung hinweisen. Die Eltern stellten für Denniz vermutlich verstärkende Verhaltensmodelle dar. Im Gleichaltrigen-Bereich haben sich die reaktiv-aggressiven Reaktionsmuster schnell ungünstig ausgewirkt, da Denniz durch sein impulsives und aggressives Verhalten vermehrt Ablehnung anderer Kinder erfuhr. Denniz setzt aggressives Verhalten häufig ein, um sein Ziel zu erreichen, was ihm gegenüber anderen Kindern bisher auch immer wieder gelang (positive oder negative Verstärkung). Mittlerweile reagieren die anderen Kindern ablehnend auf ihn und schließen ihn vom Spiel aus. Durch sein Verhalten erhält er in der Regel verstärkte Aufmerksamkeit seitens Erwachsener, wie Lehrenden oder von seinen Eltern, welche er tendenziell als belohnend empfindet, mit dem Alter aber auch immer wieder als lästig.
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Registrieren und freischaltenDiagnose zum Zeitpunkt der Antragstellung
Diagnose
Störung des Sozialverhaltens mit oppositionellem aufsässigem Verhalten
- Achse I:
- nach DSM-5: Störung des Sozialverhaltens mit oppositionellem, aufsässigem Verhalten (F91.3G)
- nach ICD-11: Störung des Sozialverhaltens mit oppositionellem und trotzigem Verhalten (6C90)
- Achse II: keine umschriebene Entwicklungsstörung
- Achse III: durchschnittliche Intelligenz, überdurchschnitt im Bereich visuelle Verarbeitung
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Registrieren und freischaltenTherapieziele und Prognose
Patientenzentrierte Therapieziele:
- Beziehungsaufbau, Psychoedukation, Vermittlung eines Störungs- und Interventionsmodells
- Schulung der sozial-kognitiven Informationsverarbeitung
- Entwicklung und Stärkung von Impulskontrolle
- Soziales Problemlöse- und Fertigkeitentraining
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Registrieren und freischaltenTherapieverlauf
Die Behandlung wurde nach dem Therapieprogramm für Kinder mit aggressivem Verhalten (THAV Görtz-Dorten & Döpfner, 2019) in Kombination mit der AUTHARK-App (Görtz-Dorten, A. & Döpfner, M., 2019; Manual-Version 2.0, von authark-app.de; App kostenlos erhältlich im Google-Playstore und Apple App-Store) konzeptioniert. Kindzentrierte Interventionen bildeten den Kern der Behandlung. Die Schwerpunkte lagen auf der Schulung der sozial-kognitiven Informationsverarbeitung, der Entwicklung und Stärkung von Impulskontrolle und einem sozialen Problemlöse- und Fertigkeitentraining. Nachdem sich eine hinreichende therapeutische Beziehung entwickelt hatte, wurde in den folgenden Sitzungen mit Denniz mittels der im Therapieprogramm THAV beschriebenen Identifikationsfigur Till Taff der Zugang zur aggressiven Problematik hergestellt und Situationen, in denen sich Denniz aggressiv verhielt, detailliert exploriert.
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